Ehrenkodex

THEOLOGISCHER RAHMEN

„Österreich betet gemeinsam“ (ÖBG) wurde als Titel gewählt, weil wir für Österreich die sehr inspirierende Gebetsinitiative vom April dieses Jahres, „Deutschland betet gemeinsam“ (DBG), fortführen wollen, um gleichzeitig etwas Eigenständiges in unserem Land zu gestalten. Wie schon bei DBG sind alle Kirchen und kirchliche Gemeinschaften, wie auch Christen und Christinnen als Einzelpersonen, zum Mitbeten eingeladen.

Diese allgemeine Einladung soll durch die Formel „betet gemeinsam“ zum Ausdruck kommen. Mit dieser Formel will ÖBG keine Kirche, kirchliche Gemeinschaft oder Einzelperson vereinnahmen. Wir freuen uns über alle, die mitmachen, und haben volles Verständnis für alle, die sich dazu derzeit nicht entschließen können.

Diese offene Einladung bedingt, dass sich christliche Kreise miteinander im Gebet für unser Land und die Welt verbinden, die vielleicht bisher wenig miteinander zu tun hatten und gegenseitige Vorbehalte hegten. Möge dieses gemeinsame Beten zum Anlass für weitere Schritte des Kennenlernens und der vorsichtigen Vertrauensbildung aufeinander zu werden.

  • ÖBG steht nicht automatisch hinter allen theologischen Aussagen aller Unterstützer. ChristInnen jeden konfessionellen Hintergrunds, die sich von Jesus Christus als der Mitte unseres Glaubens her verstehen, das gemeinsame Glaubensbekenntnis der Kirchen teilen (Apostolikum und Nicänum) und auch sonst in wertschätzender Haltung und, soweit es möglich ist, mit ChristInnen aller Art zusammenarbeiten, sind herzlich eingeladen, mit zu beten und auch Ideen einzubringen.

  • ÖBG benutzt die Worte „Österreich“ und „Nation“ und ebenso die Farben der österreichischen Flagge in ihrer alltäglichen politischen Bedeutung unseres demokratischen und pluralistischen Staates. Wir treten vor Gott stellvertretend für alle Menschen in Österreich, in Europa, in der Welt ein, ob sie einen österreichischen Pass haben oder nicht. ÖGB hat nichts mit völkischer Ideologie zu tun, sondern lehnt diese vielmehr entschieden ab.

  • ÖBG hält alle Menschen und alle Nationen und Völker für gleichwertig vor Gott. Wir sind uns im Klaren darüber, dass es Nationen und Völker gibt, die von der Krise schlimmer betroffen sind oder denen aufgrund von Armut viel schlimmere Konsequenzen drohen. Ihnen gilt unsere besondere Fürbitte. Da Österreich aber unser Zuhause ist, nimmt unsere Initiative hier ihren Ursprung. Wir wissen uns mit ähnlichen Initiativen weltweit verbunden. Gebet mit und für Menschen in anderen Ländern ist ein wesentliches Anliegen von ÖBG.

  • ÖBG bringt von Anfang an seine Hochachtung vor dem jüdischen Volk zum Ausdruck und spricht sich gegen jede Form des Antisemitismus aus. Als ÖBG wissen wir, dass Jesus als Jude gebetet hat und wir als ChristInnen die Tradition des Betens wesentlich von den Juden übernommen haben. Die InitiatorInnen garantieren, dass ÖBG kein Versuch ist, jüdische MitbürgerInnen zu vereinnahmen oder zu missionieren. Wir wollen mit ihnen gemeinsam zu dem Gott beten, der der Schöpfer und Erretter der Welt ist.

  • ÖBG ermutigt zu einem Bußgebet, weil ChristInnen mit Buße und Umkehr beginnend vor Gott treten. In den Gottesdiensten der christlichen Kirchen, besonders ausgeprägt in ostkirchlichen, katholischen und lutherischen Liturgien, bitten ChristInnen Gott jeden Sonntag um Vergebung ihrer Schuld und bekennen, dass sie Gott und anderen Menschen gegenüber schuldig geworden sind. Zum christlichen Beten gehört immer dreierlei: Die Selbstkritik und Demut im Sündenbekenntnis, die Fürbitte und der Dank an Gott. Gleichzeitig will ÖBG damit nicht ausdrücken, dass die Schuld von Menschen der unmittelbare Grund für die Corona-Krise ist oder dass diese Krise als direkte Strafe Gottes für diese Schuld über die Menschheit kam.

  • ÖBG vertritt keine besondere Position zur Eschatologie (Endzeit) über das hinaus, was im Apostolischen Glaubensbekenntnis zum gemeinsamen Bekenntnisbestand der christlichen Kirchen gehört. Im Rahmen von ÖBG werden diese christlichen Lehraussagen und damit verbundene Auslegungen nicht thematisiert. In diesem Sinn nimmt ÖBG auch keine Einordnung der gegenwärtigen Krise in irgendeinen „eschatologischen Fahrplan“ vor und will auch nicht endzeitlichen Analysen in irgendeiner Weise argumentieren. Etwaige Überzeugungen einzelner UnterstützerInnen von ÖBG stehen nicht für die Initiative als solche und erhalten auch keine Plattform, ihre Sichtweise über ÖBG zu verbreiten.

Die InitiatorInnen von „Österreich betet gemeinsam“ (Dieses Dokument basiert auf einer Vorlage, die Prof. DDr. Thomas Schirrmacher für „Deutschland betet gemeinsam“ erstellt hat.)